Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern
Über Kurzsichtigkeit bei Kindern und was man dagegen tun kann.
Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, ist heute weltweit die häufigste Form der Fehlsichtigkeit. Insbesondere unter Kindern nimmt die Kurzsichtigkeit zu. In Ostasien betrifft es bereits 69% der 15-jährigen, das ist ein Anstieg von 23% innerhalb von zehn Jahren. Auch in den westlichen Ländern lässt sich ein leichter Zuwachs beobachten. Bisher ist das nur ein Trend, der sich noch nicht in Studienzahlen belegen lässt. Aber dennoch ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Denn wenn ein Kind bereits in frühen Jahren kurzsichtig wird, besteht die Gefahr, dass sich daraus eine sog. „fortschreitende Kurzsichtigkeit“ entwickelt – insbesondere, wenn ein Elternteil oder beide ebenfalls kurzsichtig sind.
Bei einer fortschreitenden Kurzsichtigkeit benötigt das Kind immer stärkere Brillengläser, teilweise lebenslang. Zudem wird ein erhöhtes Risiko für das Entstehen ernsthafter Augenerkrankungen beobachtet. Abgesehen von diesen Risiken kann eine nicht erkannte Kurzsichtigkeit bei Kindern auch zu Lern-Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen führen.
Mehr über Lern- und Entwicklungsstörungen bei Kindern erfahren Sie hier.
Die beste Therapie: frühzeitige Vorsorge
Ihr Kind selbst merkt nicht (oder erst sehr spät), ob es kurzsichtig ist, denn es hat ja keinen Vergleich, wie gutes Sehen sein sollte. Ebenso wenig kann es ein langsames Fortschreiten der Kurzsichtigkeit wahrnehmen. Eine verlässliche Diagnose der kindlichen Myopie kann daher nur durch eine Untersuchung in der Augenarztpraxis gestellt werden. Dabei werden die Pupillen vorübergehend mit Augentropfen erweitert. Diese Untersuchung ist harmlos, darf aber weder vom Augenoptiker noch von Optometristen durchgeführt werden, sondern nur vom Augenarzt.
Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern:
- die erste Untersuchung beim Augenarzt im Säuglingsalter zwischen dem 9.-12. Lebensmonat
- die zweite Untersuchung mit 3 Jahren
- die dritte Untersuchung vor der Einschulung.
Das sollten Sie als Eltern wissen
Sind die Eltern kurzsichtig, tritt Kurzsichtigkeit bei Kindern am häufigsten nach der Einschulung auf, zwischen 8 und 15 Jahren. Je früher sie beginnt, desto höher ist das Risiko, dass sie im Laufe der Zeit fortschreitet. Rechtzeitig erkannt und behandelt, kann die Zunahme der Kurzsichtigkeit jedoch heute in den meisten Fällen abgebremst oder möglicherweise sogar völlig gestoppt werden.
Mindestens ebenso wichtig wie die Früherkennung: Sie selber können eine ganze Menge tun, um zu verhindern, dass Ihr Kind überhaupt kurzsichtig wird oder dass sich eine bestehende Kurzsichtigkeit verschlimmert.
Was Sie tun können, damit Ihr Kind nicht kurzsichtig wird.
Die weltweite Zunahme der Kurzsichtigkeit hat viel mit unserem heutigen Lebensstil zu tun: Kinder spielen immer weniger draußen und sitzen stattdessen vermehrt vor dem iPad und am Smartphone. Durch dieses spezifische, lang andauernde und intensive Nahsehen an elektronischen Geräten (nicht beim Bücherlesen!) wird das Auge belastet . Ein Wechsel zwischen dem Sehen in der Nähe und dem Blick in die Ferne hilft den Augen dagegen, sich gesund zu entwickeln.
Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen hat das natürliche Tageslicht im Freien einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kinderaugen. Studien haben bestätigt, dass Kinder, die täglich mindestens zwei Stunden im Freien spielen oder Sport treiben, ein deutlich geringeres Risiko haben, kurzsichtig zu werden. Das Tageslicht beeinflusst den Dopaminstoffwechsel der Netzhaut, der für die Wachstumssteuerung des Auges verantwortlich ist. Auch wenn Ihr Kind bereits kurzsichtig ist, kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit dadurch verlangsamt werden.
Therapiemöglichkeiten bei fortschreitender Kurzsichtigkeit (Myopie Management)
Früher konnte eine fortschreitende Kurzsichtigkeit praktisch nicht beeinflusst werden. Aber in den letzten Jahren hat die Medizin auf diesem Gebiet erhebliche Fortschritte erzielt, und heute gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, den Anstieg der Kurzsichtigkeit bei Kindern wirkungsvoll zu reduzieren. Bei diesem sogenannten Myopie Management können wir auf drei verschiedenen Therapiesäulen zurückgreifen:
- Kontaktlinsen und Ortho-K Linsen (Nachtlinsen)
- spezielle DIMS Brillengläser (Miyosmart-Gläser)
- Therapie mit Atropin Tropfen
Grundsätzlich wird immer nach eingehender Untersuchung von unseren Augenärzten entschieden, welches im individuellen Fall die passende Therapie für das betroffene Kind ist.
Gut zu wissen
Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?
- Wer kurzsichtig ist, kann in der Nähe gut sehen, in der Ferne jedoch nur unscharf. Grund dafür ist ein zu lang gewachsener Augapfel (Achsenmyopie). Dadurch wird das Bild nicht exakt auf der Netzhaut abgebildet, sondern davor, so dass die Sehschärfe in der Ferne abnimmt.
- Eine Kurzsichtigkeit kann nicht „geheilt“ werden: Wenn das Auge zu lang gewachsen ist, bleibt es das auch. Man kann aber einiges tun, um das weitere Längenwachstum zu stoppen. Und das sollte man auch, denn der zu lange Augapfel dehnt Netzhaut und Aderhaut stark aus, was zu Schädigungen führen kann.
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